Ein Schwebestativ im Selbstbau
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Der Durchbruch - so funktioniert das Schwebestativ endlich!!!

Auf der Suche nach Informationen über professionelle SteadyCams stieß ich immer wieder auf die typischen Konstruktionen, bei denen eine Verbindung aus Kugelgelenk und Winkelstativ angeboten wird. Also versuchte ich auch das mal aus.

Der erste Versuch aus Gewindestangen und einem simplen Kugelgelenk (von einem minderwertigen Mini-Stativ) war leider kein Erfolg und wird deshalb hier nicht eigens dokumentiert. Aber nach langen Überlegungen, worin denn das Prinzip der Profi-Stative wohl liegen mag, kam mir endlich die hilfreiche Idee:

Man muss wohl das Winkelstativ mit einem sehr leichtgängigen Kugelgelenk so aufbauen, dass mit Hilfe von Ausgleichsgewichten der Schwerpunkt des Kamerateils nur knapp unterhalb des Kugelgelenks zu liegen kommt. Dann müssten zum einen durch das Kugelgelenk die Verwacklungen der Handführung unwirksam werden, sowie aus physikalischen Gründen das Auslenkpendeln bei horizontalen Beschleunigungen. Denn ein langes 'Pendel' schwankt bei jeder seitlichen Beschleunigung - und genau das gilt es aber zu vermeiden! Folglich muss das wirksame 'Pendel' möglichst kurz bleiben, das ist die Strecke zwischen dem Kugelenkzentrum und dem Schwerpunkt des Stativs.

Dieses physikalische Prinzip hatte ich bisher nirgends erklärt gefunden.

Ergebnisse:

  • (+++) das Stativ ermöglicht wirklich professionell wirkende Schwebe-Aufnahmen
  • (+) es ist relativ handlich und kann sogar wegen des Gelenks sehr klein zusammengelegt werden
  • (+) man kann es leicht selber bauen, da keine Spezialbauteile benötigt werden
  • (+) eine sehr sanfte Kameraführung ist möglich
  • (-) bei Außenaufnahmen stört Wind ziemlich stark, das Stativ ist dann nicht gut zu führen (eigentlich auch nicht verwunderlich)
  • Das Schwebestativ (Bild 1)
    Die vorrangige Herausforderung beim Bau des Stativs lag natürlich darin, ein Kugelgelenk zu finden, das keine nennenswerte Reibung aufweist. Ich fand dafür nirgends ein brauchbares Angebot. Also musste ich selbst etwas entwickeln. Auf meine eigentlich ganz simple Lösung bin ich stolz, denn das Gelenk ist zum einen absolut primitiv zu realisieren, zum anderen funktioniert es tatsächlich praktisch ohne Reibung:
    Eine Spitze eines abgeschnittenen Nagels sitzt in einem angebohrten 'Stuhlnagel' (siehe Bild 2). Einfacher geht's wohl kaum noch!

  • Über kleine Hilfsschraube kann ich den Camcorder mit einem Finger sanft seitlich steuern
  • das kurze Stück Nylonschnur sichert den Camcorder vor dem Herabfallen
  • mit einer Gewindestange kann man die Camcorder-Neigung justieren (Info dazu siehe unten)
  • Etwas knifflig ist das Austarieren des Gleichgewichtes. Ich besorgte mir im Baumarkt für ein paar Euro die größten dort angebotenen Beilagscheiben. Diese verteilte ich vorne und unten am Stativ so, dass der Camcorder gerade nicht mehr wegkippt - das ist absolut WICHTIG und stellt das zentrale Prinzip der Konstruktion dar! Nur so ist nämlich sichergestellt, dass seitliche Bewegungen beim Filmen kaum mehr zu Pendelbewegungen führen, sondern der Camcorder immer aufrecht stehen bleibt (wenn man etwas Übung darin hat).

    Wegen dieser knapp vor der Instabilität liegenden Gewichtsverteilung führt übrigens bereits ein aus- oder eingeklappter Camcorder-Monitor zu einer deutlichen Veränderung der Seitenlage! Also muss man zum richtigen Anordnen der Gewichte wirklich einen lauffähigen Camcorder montiert haben, mit ausgeklapptem Monitor und mit dem tatsächlich später verwendeten Akku sowie eventuellem Objektiv-Vorsatz oder anderen zusätzlichen Gewichten (z.B. Videoleuchte). Auch kleinste Abweichungen vom realen Zustand führen bereits zu empfindlichen Veränderungen an der Lage des Camcorders.

    Man kann bei meiner Konstruktion auch jederzeit die vertikale Neigung des Camcorders justieren, um unterschiedliche Neigungen für den vertikalen Aufnahmewinkel einzustellen (das können andere Stative nicht unbedingt!). Dazu verändert man einfach geringfügig die Neigung des kurzen Stativteils über dem Kugelgelenk.
    Aber Vorsicht! Bereits eine minimale Änderung der Neigung dieses Elementes führt zu einer deutlichen Neigungsänderung des Camcorders!

    meine Lösung für ein 'reibungsfreies Kugelgelenk' (Bild 2)

    Bisher besteht das Stativ aus minderwertigen Holzleisten, aber an der prinzipiellen Konstruktion ändert sich nichts mehr, denn das Prinzip ist ja endlich aufgedeckt und erfolgreich umgesetzt, jetzt wird erst mal fleißig gefilmt, um die nötige Übung zu bekommen. Die ist auch wichtig, denn die Führung des Stativs ist nicht ganz ohne, weil das freie Schweben der Anordnung ein gewisses Eigenleben mit sich bringt, für das man erst mal ein Gefühl entwickeln muss...!!! *g*

    Hier ein Zusammenschnitt einiger realer Video-Beispiele (ca. 7MB) aus einem Urlaubs-Video, (daurch ergeben sich natürlich etwas harte Schnitte) mit dem der Betrachter hoffentlich beurteilen kann, inwiefern meine Ergebnisse wirklich die Ansprüche an eine verwackelungsfreie, aber bewegte Kameraführung erfüllen können, was meint Ihr?

    Und hier das ganze nochmal in 'Cross-Eye-3D' als Experimental-Video!!! Wie ich es gemacht habe, verrate ich Euch hier...

    Ich würde mich über Eure Meinung dazu freuen, schreibt mir einfach eine eMail...

    Der Camcorderträger (Bild 3)